Freitag, 21. Oktober 2016
Die bösen Bürger und die AfD
Thomas Schmid macht sich in einem Leitartikel in der WELT vom 21.10. Sorgen über ein „enthemmtes Bürgertum“. Das Ende von Takt, Anstand und Selbstbeherrschung bedrohe die Gesellschaft. Der Ton werde „rauer - nicht selten triumphiert die Rücksichtslosigkeit“.

Die Klage über diese Tatsache übersieht, dass es dafür Ursachen geben muss, die ganz offenbar auch in der anfänglich „einheitlichen“ Flüchtlingspolitik der etablierten Parteien liegen. Das hat sich unter dem Druck der Kritik und aus besserer Einsicht geändert. Die von Schmid erwähnte „Herrschaft des Rechts und der Regeln“ ist von Regierenden verletzt worden mit schwachen unpolitischen Argumenten.
Und dass diese Tatsache so fühlbar geworden ist, liegt daran, dass die sozialen Medien ein Ventil für Kritik, Unmutsäußerungen, aber auch Hassausbrüche von Proleten bieten.
Was „völkisch“ und „Volk“ betrifft, so sei Schmid daran erinnert, dass es im Jahre 2000 hochgelobte Bestrebungen gegeben hat, die Inschrift am Reichstag „Dem Deutschen Volk“ in „Der Deutschen Bevölkerung“ umzuändern. Diese Wendung findet sich jetzt im Lichthof. Aus einigen Zitaten grüner und linker Politiker kann man folgern, dass ein neues Deutschland (möglichst ohne „Deutsche“) erstrebt wird, - kein kommunistisches, sondern ein multiethnischer und multikultureller Vielvölkerstaat. Das wäre gar keine Katastrophe, wenn diese Idee umgesetzt werden könnte.
In einem Leitartikel solchen Inhalts darf natürlich nicht fehlen, dass sich die AfD „ - den Akteuren vielleicht noch unbewusst (sic!) - als „politischer Arm der der neuen Enthemmten“ anbietet. Diese Partei wolle ein neues Publikum schaffen, ein neues (revolutionäres?) Subjekt, einen Wertewandel eine Entbürgerlichung.
Da erfindet Schmid - wie auch viele andere - einen Teufel, auf den der Mainstream ohne Kritik einschlagen soll.

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