Sonntag, 31. Januar 2016
Zwei Armeen von Edelfedern
Die intellektuelle Edelfeder der WELT, Richard Herzinger, schreibt in seinem Kommentar „Angela Merkel, der deutsche Sündenbock“ unserer Bundeskanzlerin ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal zu: „Doch mehr als jeder andere deutsche Politiker steht sie für das Festhalten an den Grundsätzen der liberalen bundesdeutschen Demokratie - ihrer transatlantischen und europäischen Integration wie ihrer Verbundenheit mit Israel“. Diese Qualitäten teilt Merkel mit anderen Politikern, die aber ihre Flüchtlingspolitik ablehnen. Kann es sein, dass Herzingers Kommentar einer oder zweier Flaschen Rotwein geschuldet ist?

Zwei „Armeen“ treffen seiner Meinung nach in der Flüchtlingskrise aufeinander. Die eine sei völlig fixiert auf die Frage, „wie Flüchtlingszahlen reduziert und die Grenzen möglichst undurchlässig gemacht werden können“. In ihr spielen sich „Abschottungsfantasten“ als „abgebrühte Realisten“ auf. Damit kann er eigentlich nur meinen Udo di Fabio, den britischen Migrationsforscher Paul Collier, den Philosophen Sloterdijk, viele Staatsoberhäupter in Europa, Stefan Aust, Helmuth Plessner, Lord Weidenfeld, Heinrich August Winkler, Seehofer.
Die andere „Armee“, mit Merkel als Oberkommandierenden und den Gefolgsleuten Stegner, Roth, Herzinger, Augstein, Altmaier, Volker Beck, blendet die Frage in größter Weisheit - kein anderer ist auf diesen Gedanken gekommen - nicht aus, „was die nicht abreißende Flut von Flüchtlingen eigentlich verursacht und welche Strategie Deutschland als eine führende Macht des freien Westens entwickeln müsste, um der Katastrophe an ihrer Quelle Herr zu werden“. Seiner Meinung nach hätte auch die Weltmacht Deutschland schon viel früher in Syrien und anderen Krisenherden des Nahen Ostens sogar militärisch eingreifen müssen. Da stellt sich doch die Frage, warum die UNO nicht Herzinger als Sonderbotschafter ernannt hat.
Diese einseitige Fixierung auf „Flüchtlinge aus der Hölle“ beschreibt das Problem der großen Zahl nur unvollkommen. Es sind überwiegend Migranten, die eine bessere Lebensperspektive in Deutschland suchen. Und wenn den Armen dieser Welt nicht klargemacht wird, dass Europa und Deutschland ihren Leidensweg nur begrenzt lindern können, dann werden sich viele Millionen aus Afrika und anderen weit entfernten Ländern, wie heute schon, auf den Weg ins gelobte Land machen.
Die Realität wird Merkel, die sich in ihrer ganzen einsamen Menschlichkeit bereits klammheimlich auf dem Weg zu nationalen Sicherungen und Lösungen befindet, von ihrem unvernünftigen Widerstand gegen Grenzschließungen und der semantischen Spielerei mit Obergrenzen abbringen.

PS Ich vermisse die Meinung von Klaus von Dohnanyi, dem erklärten Freund von Angela Merkel

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Samstag, 30. Januar 2016
Die einsame Weitsichtige
Es gibt gegenwärtig mehrere Interviews, die Angela Merkel als die große, einsame Weitsichtige darstellen, die sich schon immer sowohl gegen eine Überforderung Deutschlands eingesetzt hat als auch gegen den Begriff „Obergrenze“ und gegen eigene Grenzschließungen ist. Andere Länder dürfen es gerne machen. Diese gegensätzliche Darstellung mag schlauem, politischem Kalkül entspringen, ist aber meiner Meinung nach eine grobe intellektuelle Frechheit.
Merkels Absicht, die Völkerwanderung international lösen zu wollen, ist langfristig gesehen überzeugend. Aber nachdem sich viele Länder gegen Merkels Kurs auflehnen, braucht Deutschland nationale kurzfristige Lösungen. Merkel lehnt dieses Konzept offenbar ab, weil sie von ihren Irrtümern ablenken will. Seehofer und die AfD müssen sie weiterhin zur Wahrheit und zum Umdenken zwingen. Es gibt auch eine geistige Konkursverschleppung.

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