Cevenole

Der „Erfolg“ entscheidet über die Güte einer Argumentation, einer Meinung, einer Idee, natürlich nur in langen Linien über die „historische Wahrheit“. Man kann sich in der Gegenwart die Köpfe heiß reden über ein Thema, aber erst die Konsequenzen in der Zukunft entscheiden, welchem Kopf man hätte folgen sollen.
Und mit der Frage, die auf die Vergangenheit zielt: „Wie hieltest Du es mit...“? kann in gleicher Weise über die intellektuelle und prognostische Leistungsfähigkeit einer Person geurteilt werden.
Also: „Wie hieltest Du es mit der Westbindung, mit den 68-ern, mit der Nachrüstung, mit der Äquidistanz West -Ost und der geplanten Abschaffung der Zentralstelle Salzgitter für DDR-Unrecht, mit dem Atomausstieg und den erneuerbaren Energien, mit Merkels Flüchtlingspolitik“? Oder: „Welchen Analysen der Syrienpolitik folgst Du“?

Hannes Stein singt in der WELT vom 28.8. das Hohe Lied der amerikanischen gesellschaftlichen Toleranz, die in den Staaten eher als ein „Naturrecht“ angesehen wird. Er verklärt diese Situation nahezu zum Ideal einer Gesellschaft mit Vorbildcharakter. Da gebe es eine Fülle von Parallelgesellschaften, ein nackter Cowboy steht neben einer Burkaträgerin, Amish mit komischen Hüten und langen Bärten erregen kein Ärgernis.

Er vergisst aber offenbar, dass die USA ein Kontinent sind, Deutschland aber nur ein kleiner Nationalstaat. Wenn z.B. die Menge an Parallelgesellschaften ihre Eigenarten durchsetzen könnten, dann würde Deutschland sich abschaffen.
Er erkennt nicht, dass zwar für Amerikaner die Burka ein religiöses Kleidungsstück sein mag, für die meisten Europäer aber nicht. Es ist eher ein kulturell und politisch begründetes, von Männern oktroyiertes, Demonstrationsobjekt. Sofern es freiwillig getragen wird, hat die Trägerin einen Knall.
Er verdrängt, dass auch Amerikaner die illegale Zuwanderung aus Mexiko nicht „tolerant“ ertragen