Dienstag, 3. Mai 2016
„Toleranter“ Relativismus
Barbara John (in WELT vom 3.5.), ehemalige CDU-Integrationsbeauftragte, glaubt anders als viele Islamwissenschaftler, dass negative Einstellungen gegen kulturelle „Besonderheiten“ von Muslimen „Reflexe wie in geschlossenen Stammesgesellschaften“ seien. Da ergibt sich das Problem, wieweit sie die Toleranz der offenen Gesellschaft dehnen kann, ohne sich den Vorwurf einzuhandeln, sie vertrete einen unerträglichen Relativismus.

Ich kann und will auch meinen Zorn gegen kulturelle Idiotien nicht mäßigen:
Muezzin-Rufe vom Minarett, wie in Diktaturen für das Volk von Lautsprechern verstärkt, stören mein Ruhebedürfnis in einer bereits zu geräuschvollen Welt. Ich bin ja auch nicht mit zu lauter Musik meines Nachbarn einverstanden.
Die Entschuldigung, dass es sich um „Wertschätzung“ der Frau handelt, wenn man ihr nicht die Hand gibt, ist nicht tolerant, sondern dämlich und verlogen.
Wenn man dunkle zusammengeklappte Sonnenschirme nicht mehr von schwarz- vollverschleierten Frauen unterscheiden kann, dann ist mitmenschliche Kommunikation unmöglich geworden.
Das Kopftuch als religiösen „Zwang“ zu begründen, um zwischen sich und Allah einen Abstand zu wahren, ist heuchlerisch, solange nicht auch Männer ein Kopftuch oder ähnliches tragen.
Die Ablehnung, nur mit einem Neoprenanzug am Schwimmunterricht teilzunehmen, Geschlechterzeiten für Wasserrutschen zu verfügen und -und -und weiterer Quatsch, hat mit „geschlossenen Stammesgesellschaften“ gar nichts zu tun.
Zu schweigen von den Geboten des Koran, Ungläubige zu töten, zu schweigen von den erschreckenden Meinungsumfragen unter Muslimen.
Wenn John die Behauptung ablehnt, die DITIP sei von der türkischen Religionsbehörde gesteuert und in Ender Cetin einen einzigen Zeugen dafür aufruft, dann kennt die 78-jährige nicht die umfangreiche innerislamische Diskussion.
Wenn John die Kritik der AfD an Kultur und Politik der Muslime, die im Frühmittelalter verharren, mit den Worten kommentiert:
„Der Kommunismus und der Nationalsozialismus lassen grüßen“,
dann darf man den Verdacht beginnender Demenz oder fundamentaler Unbildung haben.
Wenn John „die Neuankömmlinge“ bedauert, dass sie tolerieren müssen, „dass manche Dinge hier anders laufen“, dann kann man ihr nur zurufen, „das haut dem Fass die Krone ins Gesicht“.
Zuletzt bleibt die Frage, ob es für Menschen wie Barbara John, die sich durch Unsinn eine moralische Arroganz anmaßen, überhaupt kulturelle Abarten gibt, die auch sie in Deutschland nicht haben will: Penisschmuck oder Menschenfresserei.

PS Ich liebe meine türkischen Muslime, bin aber von Staats wegen Karl Martell.

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