Montag, 15. August 2016
Burkaverbot und doppelte Staatsbürgerschaft
Es wird behauptet, dass ein Burkaverbot und ein Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft dem Grundgesetz und liberalen Grundsätzen widersprächen. Dafür werden auch Argumente angeführt:
- Kein Doppelpassbesitzer hat sich eines terroristischen Vergehens schuldig gemacht.
Gegenargument: Das wird auch gar nicht behauptet. Das Verbot soll präventiv wirken. Die Überlegung, wie Elternhäuser und weiteres Umfeld gestärkt werden könnten, um jugendliche Amokläufer zu verhindern, hat dasselbe Motiv wie die Abschaffung des Doppelpasses.

- Die Anzahl der Burkaträgerinnen ist zu klein, um dagegen Gesetze zu erlassen.
Gegenargument: Auch die Zahl der Exhibitionisten ist gering, und dennoch ist Exhibitionismus verboten. Eine Jahrhundert alte Sitte und Kultur erträgt nicht alles. Frankreich und Spanien haben bereits wahrscheinlich mit diskutablen Gründen (z.B. Unkenntlichmachung der Identität) das Burkatragen verboten. Sie werden dort auch nicht vorwiegend als potenzielle Terroris(tinn)en verdächtigt. Es ist auch nicht einzusehen, weshalb man Sonderregelungen erlassen muss für Kontrollen dieser Spezies. Videoüberwachung kann auch nicht den Inhalt unter der Vermummung feststellen. Und IS-Barbaren sollen in Burkas fliehen.

- Den Doppelpass besitzen auch Briten und Israelis. Deren Loyalität kann nicht bezweifelt werden.
Gegenargument: Die Loyalität von Türken unterscheidet sich von anderen nicht-muslimischen Doppelpassträgern. Diese Tatsache erkennt man aus Demonstrationen und Befragungen

- Die Burka passt in eine liberale Demokratie. Denn diese schützt auch die Rechte von Minderheiten, Spinnern und Sektierern
Gegenargument: Das ist richtig. Aber „anything goes“ sollte auch in einer liberalen Demokratie nicht möglich sein. Wer das behauptet ist ein „WERT-freier“ Kulturrelativist.
Allsätze sind zu meiden. Aber sie machen bisweilen doch einen Unterschied klar:“Alle Frauen tragen im X-Staat eine Burka“ gegen „Alle Frauen tragen im X-Staat keine Burka“

PS Warum wurde Atatürk in Deutschland noch vor Kurzem gelobt?
Man sollte viel mehr vergleichende Fotografien mit Frauengruppen aus Afghanistan, Iran,
Syrien und der Türkei vor und nach der irren Islamisierung zeigen.

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Ich kann Ihre Meinung nachvollziehen, aber...
Ihre Argumente sind überzeugend und klug. Trotzdem finde ich das Verbot bestimmter Kleidungsstücke merkwürdig, denn das ist ja nicht der Kern des Problems. Das Vermummungsverbot bei Demonstrationen finde ich im übrigen noch immer skandalös. Und wenn dann die Burka verboten wurde, kommt das Kopftuchverbot. Und was ist mit dem Schleier katholischer Nonnen? Damit hat irgendwie niemand ein Problem. Vielleicht machen das auch nicht alle ganz freiwillig. Wenn wir alle es besser hinbekämen, Menschen, die anders sind, nicht auszugrenzen, müssten die sich auch nicht abgrenzen und radikalisieren. Natürlich ist das nicht einfach und man kann auch scheitern. Jedenfalls fände ich es besser, Familienoberhäupter zu überzeugen, dass eine Muslima ohne Ganzkörperkondom nicht gegen den Koran verstößt. Es gibt so viele kluge und vernünftige Muslime und auch Imame, mit denen müssen wir uns verbünden, denn sonst geht am Ende womöglich der Islam über den Jordan, weil er sich selbst in seinem sich überall ausbreitenden Fundamentalismus unmöglich macht. So wie übrigens auch die Gynäkologen erschießenden Evangelikalen in den USA oder die extremen restauriert reformierten in Holland oder die vielen evangelikalen Gemeinschaften, die auch bei uns wie Pilze aus dem Boden schießen. Jedenfalls halte ich ein Burkaverbot für wenig zielführend, denn wenn ich eine Banane schäle wird sie auch nicht automatisch zum Apfel und ein solches Gesetz verhärtet nur die Fronten und verhindert den Dialog. So etwas macht mir immer Bauchschmerzen.
Herzliche Grüße und nach wie vor ratlos, C. Fabry

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