Sonntag, 29. Januar 2017
Trump und die „Neue Unübersichtlichkeit“
Wer hätte das gedacht? Trump bringt mit der rücksichtslosen Verfolgung seiner Ziele die Verhältnisse zum Tanzen.
Jacques Schuster von der WamS (29.01.2017) wagt es, einen Essay zu überschreiben mit der Frage: „Germany first - ja warum denn nicht?“. Im Text selber werden bekannte Meinungsmacher mit vernünftigen Ideen zitiert - bis auf die wunderbare Einsicht: „Nur die Deutschen glauben, es gäbe Völkerfreundschaft“.
Habermas hat schon vor Jahrzehnten bedauernd eine „Neue Unübersichtlichkeit“ festgestellt. Nun ist sie mit Trump wieder da!
Man darf offenbar, ohne als AfD-Anhänger, Nazi, Rassist oder als Anti-Europäer diffamiert zu werden, wie Jaques Schuster völlig zu Recht bedauern, dass Deutschlands Politiker von eigenem „Interesse“ nicht reden mögen (na ja, ein paar schmuddelige gibt es), sondern dieses einbetten in ein „europäisches Interesse“.
Aber schon 1994 habe Hermann Lübbe die prophetische Frage gestellt, ob ein „mögliches Ende der europäischen Bundesstaatsidee als Scheitern oder als Abschied von einem Irrweg gewertet werden würde“.
Bezüglich deutschen übertriebenen Altruismus habe Hans-Peter Schwarz 1980 den Slogan geprägt: „Von der Machtbesessenheit zur Machtvergessenheit“, und Herfried Münkler habe gewarnt: „Wir werden uns abgewöhnen müssen, von allen und jedem geliebt zu werden“.
(Nebenbei: Genau diese Einstellung hat auch Lehrer das gesunde Selbstbewusstsein gekostet und sie in der Meinung von ehemaligen Schülern zu lächerlichen Figuren gemacht)

Am Ende seines Essays zitiert Schuster die gesicherte Erkenntnis der Ethik, dass übersteigerter „rücksichtsloser“ Egoismus den eigenen Interessen eher schadet als partnerschaftliches Handeln in Europa und der Welt.

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