Dienstag, 3. November 2015
Wir schaffen das!
Das Diktum des Jahrzehnts von Angela Merkel: „Wir schaffen das!“ wird von wohlmeinenden Kommentatoren mit dem Hinweis verteidigt: „Was sollte eine Regierungschefin denn anders sagen? Sie muss doch Optimismus verbreiten“.
Also: Sie hätte auch sagen können ohne ihre Autorität zu schwächen: „Wir schaffen das so nicht! Das ist nicht mehr mein Land, wenn ich Städte, Kommunen und Landkreise dieses Chaos zumuten muss. Wir müssen den unbeherrschten Zustrom zunächst selber regeln und hoffen, dass Europa uns hilft. Zuwanderung ist uns „willkommen“, aber nicht so!“
Gar viele Prognosen sind auf dem Markt. Ich wage auch eine Vermutung: Hätte sie diese Rede gehalten, dann wäre der Migrantenstrom nicht so reißend geworden und hätte sich gleichmäßiger auf andere Länder verteilt.

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Moderne Kunst und Völkerwanderung
„E pluribus unum“ (aus mehreren eines) - das Staatsmotto der USA -, zunächst verstanden sowohl als Staatenbund als auch als Bundesstaat eines Kontinents, wird in einigen Kommentaren ausgeweitet auf den gesamten Globus. Das „e pluribus“ wird verstanden als: „aus allen einzelnen Ländern dieser Welt“ machen wir Europa zu „Einem“. Dieses Verständnis wird unterlegt mit dem Hinweis auf Notwendigkeit und Moral. Und die Anhänger eines Nationalstaates mit geringster Souveränität und geringster Leitkultur sind dann nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Mir kommt es allmählich so vor, als ob diese weltgeschichtliche Völkerwanderung intellektuell und abgehoben interpretiert wird wie bisweilen Objekte der modernen Kunst: Die schönen Worte werden wichtiger als der Interpretationsgegenstand.

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