Donnerstag, 1. Oktober 2015
Syrien ohne „Gesichtsverlust“
Bekannt und anerkannt ist der politische Topos, dass man sogar mit dem Teufel reden müsste, wenn dadurch Frieden geschaffen würde. Daher vertrat man die Meinung, man müsse auch „gemäßigte“ Taliban an Friedensgesprächen in Afghanistan beteiligen, im Irak will man die verfeindeten Schiiten und Sunniten an den Verhandlungstisch bringen, und der vielgelobte Egon Bahr hat mit der DDR-Regierung reden müssen, um den „Wandel durch Annäherung“ durchzusetzen. Aber in der Frage, ob man auch mit Assad reden müsste, um in Syrien Frieden zu schaffen, war man sich in der Vergangenheit einig: mit einem „Schlächter“ redet man nicht. Inzwischen ist diese harte Haltung durch die Verhältnisse weichgespült, aber es herrscht immer noch ein taktisches Durcheinander bei Obama, Hollande, Merkel und Putin. Das einfache existenzielle Ziel, die Kämpfe und das Blutvergießen in Syrien zu beenden, gerät durch Politsprech in den Hintergrund: Es geht um Gesichtsverlust - Wer ist der bessere Taktiker? - Wie werden die Einflusssphären gesichert? - Nur ein kurzer Händedruck - Die Gespräche waren offen und ehrlich usw.

Mir scheint die Position von Putin, staatliche Strukturen in Syrien zu erhalten, um kein zweites Libyen zu produzieren, und damit Assad zu unterstützen, vernünftiger als das Durcheinander westlicher Politiker.

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