Sonntag, 20. Dezember 2015
Vergessene Irrtümer und Zeitgeist-Hypes
Aus meinen Notizen habe ich einige tiefverwurzelte Meinungen, Kokolores, falsch verstandene Zitate und hinkende Vergleiche zusammengestellt, die das Weltgewissen immer noch bewegen , die Gesellschaften und den Zeitgeist prägen oder einfach verschwunden sind. Damit wird aber auch bewiesen, dass Vergangenheit und Gegenwart durch die Zukunft geistig überholt werden können.

1) „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“(Erich Honecker). Tatsächlich, der Sozialismus lebt!
2) Das 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ ist eine falsche Luther-Übersetzung der Originaltexte. Da steht geschrieben „Du sollst nicht morden“.
Pazifisten dürften sich nicht auf dieses Gebot beziehen.
3) „Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin; dann kommt der Krieg zu Dir“ (Berthold Brecht). Der letzte Halbsatz wird von Pazifisten nicht gekannt oder unterschlagen.
4) Die Ethik der Bergpredigt fordert „Halte die andere Wange hin!“ - unbedingt, ohne zu fragen, wieso es dem anderen zukommt, zu schlagen. Das gehört zum Credo der Appeaser, die ein Krokodil füttern in der Hoffnung, dass es ihn als letzten frisst. Die Forderung beinhaltet aber auch eine Unmöglichkeit: Wie sollen wir unseren brutalen Feinden die andere Wange hinhalten, wenn sie uns den Kopf abgeschlagen haben. Auch beten können wir dann nicht mehr mit ihnen. Dieser Fall ist in Jesu und seiner Nachfolger Empfehlung nicht vorgesehen.
5) „Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt“. Mit „Nadelöhr“ wird ein enges Tor in Jerusalem bezeichnet, durch das Kamele nur schwer in die Stadt kommen konnten. Es ist tröstlich, dass dieser oder jener Reiche doch in den Himmel kommt. Dass „Nadelöhr“ taugt also nicht zur Kapitalismuskritik. (Zu gegebener Zeit können einige Jesus fragen, ob diese Interpretation von „Nadelöhr“ richtig ist)
6) „Die Deutschen waren in der Zeit des Dritten Reiches nahezu alle von einem mörderischen Antisemitismus getrieben“. Dem Autor dieser Behauptung, dem Amerikaner Daniel Goldhagen flogen 1996 die Herzen des linksgewirkten deutschen Publikums zu. Dazu gehörten auch die vielen „heroischen Nachkriegskämpfer“ gegen Hitler-Deutschland.
7) Stanley Milgram hat durch eine geniale Versuchsanordnung bewiesen, dass sich Menschen nicht nur im Krieg zu fürchterlichen Taten hinreißen lassen. Aus diesem Experiment sollte man lernen, dass es eine Grenze gibt, wo man „nein“ sagen muss. Etiam si omnes - ego non!
8) Die Millionen von Migranten werden Deutschland „bereichern“ und mittel- und langfristig auch „finanzielle Vorteile“ bringen. Es ist noch nicht sicher, ob solche und ähnliche Analysen nicht auch in diese Sammlung passen.
9) „Auge um Auge Zahn um Zahn“ . Gern wird dieses Zitat benutzt, um zu zeigen, dass das Alte Testament keineswegs humaner sei als aggressive Suren im Koran. Es wird bei dieser Kritik nicht erkannt, dass dieses Prinzip ein Fortschritt in der Rechtsprechung war gegenüber der Willkür des Einzelnen. Verbrechen und Strafe sollten adäquat geregelt werden.
10) Zum Schluss ein kleines Finale. Alle folgenden Hypes sind im Orkus des Vergessens verschwunden: Antiautoritäre Erziehung - keine Nachrüstung! - keine Wiedervereinigung! - Äquidistanz Ostblock zu USA - Abschaffung von Salzgitter, der Erfassungsstelle für DDR-Unrecht.

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